PITTSBURGH COMICON 2003 – 25 Jahre
DAWN OF THE DEAD
Ein
Bericht von Frank Koenig
Pittsburgh/PA in den Vereinigten Staaten im Jahre 1968.
George A. Romero dreht seinen ersten Film über wandelnde Untote, Zombies
genannt. Es entstand der in schwarz-weiß gedrehte Klassiker „NIGHT OF THE
LIVING DEAD“.
Pittsburgh/PA im Jahre 1978. 10 Jahre nach NOTLD dreht
Romero seinen zweiten Zombie-Film: „DAWN OF THE DEAD“. Wieder wird ein Horror-Film
weltweit zu einem Klassiker.
Pittsburgh/PA 1985. Und erneut wird von George Romero ein
Zombie-Film gedreht. Es ist der dritte Teil seiner „DEAD“-Trilogie: „DAY OF THE
DEAD“
Pittsburgh/PA heute im Jahre 2003. 25 Jahre nach „DOTD“
findet in Monroeville, einer kleinen Vorstadt von Pittsburgh die 10. Comicon
statt. Die Comicon ist eine Comic- und Filmmesse, ähnlich den hiesigen
Veranstaltungen, die sich hier Events und Börsen nennen. Nur ist in Amerika
natürlich alles viel größer. Vom 25.-27. April 2003 fand nun besagte Comicon im
Expomart Convention Center im Radison Hotel in Monroeville statt. Nur einen
Steinwurf von der berühmt berüchtigten MONROEVILLE MALL. Einem der zahlreichen
Einkaufszentren auf der grünen Wiese. So war es jedenfalls in Romeros Film
„ZOMBIE“ zu hören. In diesem Einkaufszentrum spielte ein großer Teil des Films.
Zwar steht die Mall nicht mehr auf der grünen Wiese, denn Pittsburgh und somit
auch Monroeville sind im Laufe der Zeit doch erheblich gewachsen, jedoch sind
viele Merkmale aus dem Film immer noch vorhanden. Doch dazu später mehr.
Markus Ponath, Administrator der Internetseite www.dotd.de,
die sich ganz dem Filmschaffen von George A. Romero, hierbei natürlich ganz besonders
seiner drei Zombie-Filme, gewidmet hat, Ralph Behrens, ein Freund von mir, und
meine Wenigkeit machten sich also auf dem Weg um uns auf der Comicon in
Pittsburgh umzuschauen.
Wir reisten also aus Good? Old Germany an, Markus aus der
Nähe von Stuttgart, Ralph und ich aus Hamburg. Bereits einen Tag vorher trafen
wir uns in Pittsburgh im Hotel um die nächsten Tage zu besprechen.
So machten wir uns am 25. April auf dem Weg nach Monroeville
um dort eine kleine deutsche Invasion zu starten. Unterstützt wurden wir von
einem Franzosen, namens Nicolas Garreau, der im selben Hotel angestiegen war.
Um 10 Uhr sollten dann die Pforten geöffnet werden. Wir trafen entsprechend
eine Stunde früher ein, weil wir keine Idee hatten, wie so eine Veranstaltung
in den USA abgeht. Ich hatte zwar vor einigen Jahren eine Godzilla-Convention
in Chicago besucht, allerdings konnte man diese von der Größe her nicht
vergleichen. Die Comicon war erheblich größer und hatte natürlich auch einiges
an Stargästen aus Film, Fernsehen, Comic und jede Menge anderer Stars und
Sternchen zu bieten. Den Wenigsten in Deutschland werden die Namen etwas sagen.
Trotzdem waren einige Schmankerl dabei. Neben namhaften Comiczeichnern aus den
großen und kleinen amerikanischen Comicverlagen von Marvel über DC bis hin zu
Bongo war alles vertreten was Rang und Namen hat, z.B. Chris Yambar, den
Storyerfinder der Simpsons-Comics und Bill Morrison, Editor, Schreiber und
Zeichner der Simpsons- und Futurama-Comics. Bei den Sternchen waren viele nett
anzusehende Mädchen aus dem Playboy anwesend. Die Comicon wird auch dazu
benutzt um Kontakte zu knüpfen. Viele Filmschaffende treiben sich dort herum
und so sind die Mädels bemüht, jedem ihre Vorteile vorzuführen. Davon
profitiert natürlich auch der normale Besucher (schmutzig grins)! Anwesend
waren z.B. Julie Cialini (Playmate of the Year 1995), Mandy Fisher (Playboy
2000), Jennifer Lavoie (Playboy’s Miss August und Covergirl) u.v.a.
Auf dem Parkplatz des Convention Centers warteten wir also
auf die Dinge, die dort auf uns warten
würden. Der erste Stargast, der bereits auf dem Parkplatz auf uns zu
kam, war Jim Krut, der berühmt berüchtigte Darsteller des Hellicopter-Zombies,
den man bei uns aus dem Argento-Cut von „ZOMBIE“ gar nicht kannte. Seine
„Skalpierungsszene“ gefiel dem italienischen Co-Produzenten nicht sonderlich
und so schnitt er sie kurzerhand heraus. Erst Jahre später, als man als Fan
Zugriff auf den Romero-Cut oder den Director’s Cut des Films hatte, konnte man
Jim in Action sehen und durfte Zeuge werden wie er dummerweise als Zombie in
den laufenden Rotor lief und so in die Hölle zurück geschickt wurde. Wir hatten
bereits im Vorwege Kontakt zu Jim und Lenny Lies per E-mail. Markus hatte sogar
Fotos geschickt und so kam Jim sofort auf uns zu und begrüßte uns sehr
herzlich. Es folgte ein kurzer Small-Talk, bevor er zurück in die Halle mußte.
Wir stellten uns dann im Hotelzugang in die Reihe der Wartenden und bezahlten
dann schon einmal unsere Eintrittskarten für das gesamte Wochenende. Der
Tageseintritt betrug 17 Dollar, das Dauerticket kostete 45 Dollar. Parallel
wurden auch noch jeweils 10 Dollar fällig für die Monroeville Mall-Tour am
Freitagabend und für die Airport-Tour am Sonntagmorgen. Über die Preise hat
übrigens keiner gemuckt.
Als wir dann in der Halle waren, staunten wir erst einmal
nicht schlecht über die Größe der Veranstaltung. Es gibt kaum eine
vergleichbare Börse oder einen vergleichbaren Event in Deutschland. Wie schon
gesagt heißt diese hier COMICON. Und daher ist schon klar, daß es sich zu 75
Prozent um ein Eldorado für Comic-Fans und –Liebhaber handelt. Aber auch der
Medien-Bereich kam nicht zu kurz. In mehreren Hotelräumen fanden während der
ganzen Zeit Computer-Spiel-Turniere statt. Neue Games wurden promotet. Es
wurden rund um die Uhr Filme gezeigt. Es gab einen Anime Marathon. Dort wurde
Alles gezeigt, was man sich als Fan erträumt:“Cowboy Bebop“, „Tenchi Muyo“,
„Princess Mononoke“, „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“, „Bubblegum
Crisis“, „Perfect Blue“ u.v.m. Im Movie Marathon, gesponsert von Anchor Bay,
liefen u.a. „The Evil Dead“, „Day of the Dead“, „The Hill Have Eyes“, „Bad
Taste“, „Near Dark“, „Hell of the Living Dead“, „Manhunter“ und natürlich auch
„Dawn of the Dead“.
Nach
unserem ersten groben Rundgang kamen wir zu den Tischen der Kino-Stars. Es zog
uns natürlich automatisch zu den „DAWN“ - Leuten. Als Jim uns erblickte kam er
sofort wieder auf uns zu und stellte uns erst einmal Leonard Lies, dem
Macheten-Zombie vor. Wie oben schon vermerkt, hatten wir bereits per E-mail
Kontakt. Lenny begrüßte uns genauso herzlich. Und schon waren wir im Gespräch.
Als erstes erfuhren wir, daß Scott H. Reiniger (Roger De Marco) seinen Auftritt
canceln mußte, weil er kurzfristig einen neuen Job bekommen hatte. Die
Neuigkeit, daß Gaylen Ross als Überraschungsgast auftauchen würde, war
natürlich nur ein Gerücht, welches allerdings schon einen Tag vorher die Runde
im Hotel machte. Mrs. Ross hält leider nichts von solchen Veranstaltungen und
meidet so etwas wie die Pest. Allerdings hatte sie doch noch einige Fotos von
sich mit einem Autogramm versehen, die zu Gunsten einer
„Make-A-Wish-Foundation“ verkauft werden sollten. Jim Krut hatte die wenigen
Autogramme auf seinem Tisch und Markus und ich schlugen sofort zu. Schließlich
handelt es sich hier um eine absolute Rarität. Als nächstes überreichte ich Jim
mein Buch als Geschenk. Oh, Mann, hat der sich ein Loch in seinem Bauch
gefreut. Er wollte mir sofort auch etwas Gutes tun und so bat ich ihm um
Autogramme auf meinen DVD-, und Videocovern, sowie auf meinen Plakaten.
Normalerweise kostet ein Autogramm 5 Dollar und wenn man auch noch ein Foto mit
Autogramm haben wollte sogar 10 Dollar. Jim schenkte mir noch eins von seinen
Fotos und ich mußte keinen müden Cent abdrücken. Ähnlich verhielt es sich bei
Lenny. Auch er war hocherfreut und signierte meinen ganzen Kram für umsonst.
Der nächste in der Reihe war David Emge
(Flyboy Stephen),
der schon vorher die ganze Zeit neugierig zu meinem Buch rüber gespäht hatte.
Als ich ihm dann das Buch schenkte war er völlig von den Socken. Er schenkte
mir im Gegenzug einen Schwarz-Weiß-Druck, der normalerweise 20 Dollar gekostet
hätte. Freundlich und geduldig unterschrieb auch er meinen Stuff. Markus war
hingegen bereits weiter gegangen und hielt sein Exemplar jedem „DAWN“-Gast zum
signieren unter. Dadurch wurde die Neugierde der Amerikaner geweckt. Sharon
Ceccatti (Nurse-Zombie) und Clayton Hill (Escalator-Zombie) wollten unbedingt
das Buch kaufen und wollten wissen, wo man es bekommen könne. Markus rief mich
zu ihrem Stand und so lernte ich neben Jim, die wohl warmherzigsten Zombies
kennen. Sharon drückte mir gleich ihre Adresse mit Telefon-Nummer in die Hand.
Ich sollte ihnen sofort ein Buch zukommen lassen. Eigentlich sollten ja nur die
Hauptdarsteller und George Romero ein Exemplar von mir bekommen. Wenn ich
gewußt hätte, was für ein Anklang meine Arbeit findet, ich hätte dort bestimmt
100, wenn nicht sogar noch mehr Bücher verkaufen können. Damit hätte ich meinen
ganzen Urlaub finanzieren können. Nun ja, ich entschloß mich kurzerhand den
Beiden mein eigenes Exemplar zu schenken. Die Freude, die Sharon und Clayton
empfanden, kann ich kaum beschreiben. Sharon drückte mich sofort an sich, gab
mir einen dicken Kuß und kriegte sich vor lauter Dankbarkeit kaum mehr ein.
Natürlich erzählten beide uns dann von ihrer Arbeit an „DAWN“, weiteren
Arbeiten mit Romero und im Filmbusiness und daß sie vor 5 Jahren bereits einmal
in Deutschland waren. Und zwar waren sie mit David Copperfield auf Tournee,
weil sie verantwortlich für das Casting waren. Ein Job, den sie übrigens immer
noch im Filmgeschäft inne haben. Hier in Deutschland lernte Clayton auch seine
Vorliebe für deutsches Bier kennen. Er erzählte uns von seinem Lieblingsbier:
König Pilsener (das ist jetzt keine Schleichwerbung!). Da Ralph und ich nach
der Convention noch einen Trip nach New York zu einem guten alten Freund von
mir geplant hatten, ist es immer selbstverständlich für mich einen ganzen
Koffer deutsches Dosenbier für Alan dabei zu haben. Auch er ist ein Freund des
Deutschen Reinheitsgebotes und dem daraus resultierenden Getränkes aus Hopfen
und Malz. Zufällig war auch ein König Pilsener im Koffer. Ralph holte die Dose
aus dem Wagen und ich überreichte Clayton feierlich dies Bier. Der Kerl hatte
Tränen in den Augen. Anschließend sind wir von Sharon Ceccatti und Clayton Hill
quasi adoptiert wurden.
Weiter ging’s. Shake Hands mit Nick Tallo , William
„Butchie“ George und Joe Shelby (Motorrad-Rocker in „DAWN“, mit David Early
(Mr. Berman, der TV-Moderator in „DAWN“), Tommy Lafitte (Miguelitto) und
natürlich Ken Foree (Peter). Ken traf als „Superstar“ natürlich zwei Stunden
später als alle anderen Gäste ein. Er hatte einige Allüren, die das positive
Gesamtbild etwas störten. So waren seine Preise doch ziemlich gesalzen. Er
verlangte für ein einfaches Autogramm 10 Dollar und für ein signiertes Foto
stolze 20-25 Dollar. Er war zwar nett und freundlich, auch als ich ihm mein
Buch schenkte, doch entpuppte sich ausgerechnet der absolute Held aus „DOTD“
als geldgeiler Gierlappen. Auf seine Frage, ob er in Deutschland ein Star sei,
konnten wir uns das Schmunzeln kaum verbeißen, zählt er doch schon in Amerika
kaum zu den „B“-Stars Aber nun gut, 14 Tage später in Hamburg war Ken Foree
ganz anders drauf und kaum wieder zu erkennen. Positiv gesehen.
Nachmittags gab es dann ein sogenanntes Panel mit den Gästen
von „DAWN“. Dort saßen dann alle zusammen auf der Bühne und erzählten was sie
beim Dreh von „ZOMBIE“ und mit George Romero alles erlebt hatten. Immer wieder
war zu lesen, daß das Team um Romero herum in Pittsburgh eine große Familie
sei. Dies bestätigte sich nun eindrucksvoll. Jeder spielte sich gekonnt den
Ball zu und berichtete den Zuhörern im Saal über die Filmerei mit Romero.
Anschließend durften die Zuschauer Fragen stellen und bereitwillig wurden alle
auch beantwortet. Es wurde natürlich auch nach dem alternativen Ende gefragt.
Keiner der Anwesenden war involviert. Ken Foree sagte, daß sein Selbstmord definitiv
nicht gedreht wurde. Und über den alternativ gedrehten Tod von Fran (Gaylen
Ross) wußte keiner Bescheid. Fakt ist aber, daß der für diese Szene extra
hergestellte Kopf von Gaylen nicht in den Rotor gehalten wurde, sondern schon
in einer der Anfangsszenen im gestürmten Hochhaus zur Explosion gebracht wird.
Es ist der bekannte „Kopfplatzer“. David Emge sagte dazu nur lapidar: „Jeder
der das alternative Ende sucht, findet es schon am Anfang des Films!“ Für David
war es auch ziemlich schwierig seinen Part als „Dummy“ zu spielen. Anfang der
siebziger Jahre war er in Vietnam und wußte als einziger der Crew (mit Ausnahme
von Clayton Hill, der neben seiner Darstellung als Zombie auch der
Waffenkoordinator war) wie man mit einem M-16 Gewehr umgehen muß. Und nun so
tun als hätte man von Schußwaffen soviel Ahnung wie eine Kuh vom Radfahren war
eine harte Lektion. So wurden auf dem Panel schon viele Anekdoten erzählt.
Ein weiterer Höhepunkt des ersten Tages war die Tour durch
die Monroeville Mall mit der Crew und Cast. Um 21.30 Uhr ging’s dann los. Man
traf sich vor dem Radison und legte die knapp 200 Meter zur Mall zu Fuß zurück.
Dort warteten bereits einige Polizisten, im Volksmund dort auch Hilfssheriffs
oder Deputys genannt, auf die „begasten“ Fans, die sich eine Shopping-Mall bei
Nacht ansehen wollen. Wie einige Leser vielleicht wissen, ist das Fotografieren
in den amerikanischen Einkaufszentren nicht gestattet. Und so wurde jede der
drei Gruppen mit einem Deputy losgeschickt, der verhindern sollte, daß zu viele
Schaufenster geknipst werden. Ja ja, die spinnen die Amis! Parallel dazu muß
man noch anmerken, daß das Center langsam aber komplett umgebaut wurde und
wird. Seit kurzer Zeit gibt es zwei neue Besitzer, die sich dem historischen
Aspekt der Mall nicht bewußt sind, oder aber keinen Wert auf die Fans aus aller
Welt legen, die immer wieder zu diesem Ort pilgern.
Unsere Gruppe wurde geführt von Jim
Krut, Leonard Lies,
David Emge und David Early, der sich allerdings fast vollkommen zurück hielt.
Jim machte auch mehr Gags und sorgte für viele Lacher, weil er ja nur auf dem
Flugplatz von Monroeville seine Szene hatte. So waren David Emge und Lenny Lies
die Gastgeber und hatten eine Menge zu erzählen. Was natürlich als erstes
besonders auffiel, war die Mall an sich. Jeder der „DAWN“ gesehen hatte, denkt
doch, daß es sich um ein zweistöckiges Gebäude handelt. Erdgeschoß, 1. Stock
und natürlich die oberen Räume, wo es sich die Helden zwangsweise gemütlich
machen. Manch einer ist sogar der Meinung, daß es auch noch einen Keller gibt,
und zwar dort wo sich das Kraftwerk befindet. Doch weit gefehlt. Wie ich schon
in meinem Buch geschrieben habe, existieren die oberen Räume überhaupt nicht.
Die entsprechenden Szenen wurden im Studio gedreht. Wenn man in die Mall reinkommt,
befindet man sich schon im „oberen“ Stockwerk. Die andere Etage ist das
sogenannte Basement, also quasi der Keller. Der Film gaukelt also dem Zuschauer
nur etwas vor. Man kann sich also gut vorstellen, wie Romero während des
gesamten Drehs das Publikum in die Irre führt. Die Fahrt mit dem Scirocco
findet dem zu folge im Keller statt. Auch das Eindringen der Rocker und der
Kampf mit Ihnen ist im Keller. Die obere Gallery ist in Wirklichkeit im
Erdgeschoß, usw. usw. Von den vielen Geschäften, die man aus dem Film und aus
den damaligen Grundrißzeichnungen kennt, existiert nur noch JC Penny. Dort vor
dem Haupteingang (im Kellergeschoß)
erzählte uns Lenny die Stories über seine Zombierolle und wie die Szene mit der
Machete gedreht wurde. Dazu benutzte er die Original-Props, die auch beim Dreh
benutzt wurden. Uns wurde gezeigt welche Szene wo gedreht wurde und was für
Besonderheiten beim Dreh passierten. Viele Drehorte gibt es leider nicht mehr,
trotzdem wußten David und Lenny sämtliche Orte von früher genau zu beschreiben.
Absolut Klasse war dann die Führung ins Kraftwerk (im Basement, also im
Keller). Denn dort wurde noch nie irgendeine Gruppe hingeführt. Und was soll
ich sagen? Der Raum sieht noch exakt so aus wie vor 25 Jahren. Sogar das kleine
Büro, wo im Film die Helden die Schlüssel und die Pläne für das Kaufhaus finden ist noch vorhanden. Drin gibt es
lediglich einen neuen Schreibtisch und einen Computer. Der alte Schreibtisch
stand draußen vor der Tür und ich könnte schwören, daß das der alte aus dem Film
war. Gegen Ende der Führung begegneten wir der dritten Gruppe mit Sharon
Ceccatti, ihrem Mann Clayton Hill und Ken Foree. Clayton führte gerade vor, wie
er auf der Rolltreppe seinen Part als Zombie zu spielen hatte und sorgte so für
schallendes Gelächter. Kurzum hat sich diese Tour durch die Monroeville Mall
absolut gelohnt.
Am zweiten Tag führte mich mein Weg schnurstracks zum Tisch
von Kyra Schon. Fans der Trilogie wissen natürlich wer das ist. Sie spielte in
„NIGHT“ das kleine Mädchen im Keller. Ich hatte bereits von Deutschland aus
Kontakt per E-Mail zu ihr hergestellt um sie zu fragen, ob sie auch auf der
Convention sei, obwohl sie nicht auf der Gästeliste stand. Sie antwortete mir
sofort, daß sie nur Samstag und Sonntag da wäre, weil sie sich um ihre kranke
Stiefmutter (Marilyn Eastman aus „NIGHT“) kümmern müßte. Wir begrüßten uns also
und ich übergab ihr mein Buch. Sie war, wie schon alle anderen, hocherfreut und
signierte meine Cover und Poster. Ich durfte mir dann noch zwei Bilder aus
ihrem Sortiment aussuchen. Als nächstes stellte sie mich ihrem Dad vor. Es war
Karl Hardman, der in „NIGHT“ Harry Cooper und somit auch dort ihren Vater
spielte. Karl ist ein deutschstämmiger Amerikaner, der sofort versuchte seine
deutschen Vokabeln an den Mann zu bringen. Er hatte ebenfalls viele Geschichten
zu seiner Rolle im Film und seinen Part als Mitglied von „Image Ten“ zu
erzählen. So hatte er seinerzeit als Einziger einen Farbfilm bei den
Dreharbeiten zur Verfügung. Diese Fotos sind extrem selten und er verkaufte die
Abzüge auf der Comicon. Auch Kyra konnte so Manches erzählen und als dann am
späten Nachmittag kurz ihre Stiefmutter, trotz Krankheit, auf der Convention
auftauchte, bekam ich eins der wenigen Autogramme von ihr. Mr. Hardman hatte
auch einige der im Film gebrauchten Original-Props, die seinerzeit noch
authentisch waren. Z.B. war er noch im Besitz des Wagenhebers mit dem er
versuchte sich zu verteidigen. Klasse war auch das alte Telefon aus dem Film.
Er zögerte nicht, sich mit dem Gerät in Position zu stellen, damit ich ihn
fotografieren konnte.
Mittags kam dann die nächste Begegnung zustande. Greg
Nicotero, der eine kleine Rolle in „DAY“ spielte und mit Tom Savini
verantwortlich war für die Effekte und mittlerweile in Hollywood durch seine
Firma KNB EFX Group selbst eine große Nummer ist, kam auf mich zu um auch ein
Buch von mir zu bekommen. Auch er gab mir sofort seine Adresse in Kalifornien,
damit ich ihm ein Buch zuschicken könne. Ich gab ihm dann das Exemplar, das
eigentlich für Scott Reiniger gedacht war. Auch von ihm wollte ich kein Geld.
Er schenkte mir im Gegenzug ein Originalmanuskript des Remakes von „DAWN OF THE
DEAD“. Er war kurze Zeit im Gespräch für die Effekte, lehnte aber, aus
Verbundenheit zu Romero, letztendlich ab. Vor lauter Dankbarkeit lud er Markus
und mich zu sich nach hause ein. Wann immer wir nach Kalifornien kommen, sind
wir herzlich willkommen. Sein Haus soll übrigens aussehen wie ein Museum, wie
uns Leonard Lies versicherte. Für alle, denen der Name Nicotero nichts sagt, hier
ein kleiner Auszug seines Schaffens: John Carpenter’s „Ghosts of Mars“,
„Vampires“, „Spawn“, „Pulp Fiction“, „Jason Goes To Hell“, „13 Ghosts“, „Dances
with Wolves“ und zuletzt die neue Marvel – Comic - Verfilmung „ Hulk“,
„Desperado 2“ und „Ginger Snaps 2“. An seinem Tisch saß übrigens Debra Gordon,
die in „DAY“ einen Zombie spielte. Sie hatte das Original-Gebiß aus dem Film
dabei und scheute sich auch nicht das Teil einzusetzen, obwohl das ihr hübsches
Gesicht total entstellte.
Apropos Leonard. Er stellte uns dann einen guten Freund von
sich vor: dem Buchautor Len Barnhart, dessen Buch „Reign of the Dead“ ein
Zombie-Werk im traditionellen Romero-Stil ist. Die Fortsetzung „Reign of the
Dead – Apocalypse End“ wurde auf der Comicon vorgestellt und promotet. Barnhart
und Lies arbeiten momentan zusammen an einem Drehbuch für diesen Film, der
dann, wenn die Produktion steht, ebenfalls in Pittsburgh gedreht werden soll.
Lenny versprach uns, daß wir dann die ersten deutschen Zombiedarsteller sein
dürfen.
William „Butchie“ George, einer der Motorrad-Rocker, hat
heute in der Nähe von Pittsburgh eine Harley Davidson – Werkstatt. Er hatte
damals auch die Bikes für den Film besorgt. Am Samstag brachte er dann die
Maschine mit, die er in „DAWN“ fuhr. Auf Fotos ist es die Kiste mit dem
Beiwagen, in dem Michael Gornick mit der Kamera sitzt. Ralph und ich durften
uns dann sogar draufsetzen und wurden von ihm und seiner Frau fotografiert. Als
ich ihn nach dem Wert fragte, sagte er, es handele sich hier um eine 58er Harley,
für die er 50 000 Dollar haben wolle. Als ich dann nach meiner Kreditkarte
fischte und meinte, daß ich sie in einem Container mit nehmen würde, wurde er
blaß und erklärte dann ziemlich schnell, die Mühle wäre dann doch
unverkäuflich. Schade eigentlich.
Nachts wurde dann noch die 16mm - Kopie von „DAWN OF THE
DEAD“ gezeigt. Natürlich waren die meisten der Crew und Cast ebenfalls
anwesend. Direkt neben Jim und Lenny wurde die Vorführung dann quasi zum Film
mit Audiokommentar, was natürlich seine besonderen Reize hatte. Ständig
erzählten sie von irgendwelchen Dingen, die genau dort passierten. Ein
zusätzliches Vergnügen, wie Markus bestimmt bestätigen wird.
Sonntagmorgen fand die Airport-Tour statt. David Emge und
Jim Krut begrüßten uns per Handschlag. Dann fand auch noch Ken Foree den Weg zu
uns und mit einem Original amerikanischen Schulbus ging’s dann los. Die Drei
waren somit die Tourführer und führten
uns zum Monroeville Flughafen wo vor über 25 Jahren einige der Außenaufnahmen
stattfanden. Der kleine Airport wird auch heute noch von Hubschraubern und
kleinen Sportflugzeugen benutzt, allerdings hauptsächlich nur am Wochenende.
Und das Einzige was sich hier im Laufe der Zeit verändert hat, ist, daß das
Gelände eingezäunt wurde und daß ein Hangar abgebrannt ist und nicht mehr
existiert. Das kleine Häuschen, in dem Peter von den Kinderzombies attackiert
wurde, steht ebenfalls noch. Selbst die alten Zapfsäulen befinden sich noch an
Ort und Stelle. Der Flughafenmanager war schon damals beim Dreh dabei und
erzählte, daß hier die Zeit stehen geblieben ist. Dann erzählte David warum
seine Szene, in dem er mit dem Hangarzombie kämpft, so albern aussieht. George
wollte nicht, daß der Typ sich weh tut und bat David daher den Zombie
vorsichtig umzuhauen. Also ging er sehr behutsam vor und traf ihn absichtlich
so komisch. Überzeugt, daß dies wiederholt werden mußte, nahm er sich vor das
Ganze dann doch ein bißchen realistischer aussehen zu lassen. Doch Romero sagte
nur kurz und knapp „Cut!“ und diese Szene wurde genommen. Selbst heute ärgert
ihn dieser Take. Dann erzählte uns Jim wie seine Skalpierung gedreht wurde und
daß die Prozedur ganze drei Wochen in Anspruch nahm. Gedreht wurde Ende
Oktober, Anfang November, wo es in Pittsburgh noch warme, sonnige Tage gab. So
liefen einige Zombiedarsteller noch mit kurzen Hosen herum und alle hatten
relativ dünne Sachen an. Dann änderte sich aber das Wetter schlagartig und es
wurde saukalt. Nun kann man sich vorstellen, wie den Zombies zu Mute war. Trotz
der Kälte mußten sie doch tatsächlich weiter in ihren dünnen Klamotten
rumlaufen. Jim meinte lachend, daß einige so blau gefroren waren, die brauchten
gar kein Make-Up mehr. Auch Ken gab einige Anekdoten von sich, kurzum der Trip
zum Airport war ein kurzweiliger Vormittag.
Anschließend ging es zurück zur Convention. Ich war noch gar
nicht ganz drin in der Halle, als Karl Hardman auf mich zustürmte und mich in
seinem deutsch-amerikanischem Slang fragte, was er tun müsse um auch so ein
Buch zu bekommen. Er hatte abends in Kyras Exemplar geblättert und gelesen und
war so angetan davon, daß er auch eins haben wollte. Da ich nun aber definitiv
kein Buch mehr hatte, tauschten wir unsere Adressen und ich versprach ihm eins
zu schicken. Mittlerweile hat er dies auch erhalten. Er schenkte mir im
Gegenzug dann einen kompletten Farbfotosatz aus „NIGHT“ und ich bekam von Kyra
noch einen signierten Trading-Card-Satz geschenkt.
Gegen 15.00 Uhr gingen wir von Tisch zu Tisch um uns zu
verabschieden. Oh, Mann. Jim Krut wollte noch unbedingt ein Foto von uns. So
mußten wir uns mit ihm in Position stellen und seine Tochter knipste uns. Dann
mußte ich ihm mein Buch signieren. Er nahm uns anschließend herzlich in den
Arm. Da wurde mir schon ganz warm ums Herz. Markus war sichtlich ergriffen.
Dann der Abschied von Lenny Lies. Er stellte uns erst einmal noch seine Frau
und zwei seiner vier Söhne vor. Auch er wollte ein Foto von uns und nahm uns in
den Arm. David Emge hatte extra noch einmal das Buch mitgebracht. Auch ihm
durfte ich eine Widmung hineinschreiben und er ließ es sich nicht nehmen mit
mir, Ralph und dem Buch in der Hand fotografiert zu werden. Noch rühriger war
der Abschied von Sharon und Clayton, die wollten uns gar nicht weglassen und
haben uns abschließend zu sich nach Hause eingeladen, wenn wir wieder in der
Stadt sind. Kyra machte auch noch Fotos von uns, die sie auf ihrer
Internetseite www.ghoulnextdoor.com sofort ins Netz stellte. Dabei hatte
es ihr unser Franzose besonders angetan. Joe Shelby drückte mir auch noch seine
Adresse in die Hand. Genau, auch er will ein Buch. Als ich endlich unten im
Wagen saß, mußte ich mir die ein oder andere Abschiedsträne aus den Augen
wischen. Die Herzlichkeit der „Romero-Familie“ ging an die Substanz.
Natürlich konnte man noch andere Drehorte in und um
Pittsburgh besuchen. Z.B. den Friedhof in Evans City, ca. 20 Auto-Minuten
nördlich von Pittsburgh, wo 1968 „NIGHT OF THE LIVING DEAD“ gedreht wurde. Der
existiert immer noch unverändert. Oder die Carnegie Mellon University. Hier hat
Romero große Teile von „CREEPSHOW“ gedreht. Markus hat von beiden Orten ganz
nette Fotos geschossen, die auch auf seiner Homepage zu sehen sind.
Fazit: Der Trip nach Pittsburgh zur Comicon hat sich für uns
absolut gelohnt. Wir sind von den Stars (für mich sind es Stars) so freundlich
empfangen und aufgenommen, so herzlich verabschiedet wurden, wie ich es noch
nie in meinem Leben erlebt habe. Wir haben hier Freundschaften mit Menschen
geschlossen, die man 25 Jahre lang nur von der Leinwand, Video, LD oder DVD her
kannte. Mit Jim Krut hatte ich einen Abend noch die Gelegenheit bei einem Bier
zu diskutieren, was den Reiz von „DAWN“ auf die Fans ausmacht. Ich bin der
Meinung, daß nur die Fans den Mythos um „DOTD“ seit 25 Jahren aufrecht halten.
Wenn es nur ums nackte Business gehen würde, hätte man den Film schon nach zwei
Jahren wieder vergessen. Die Filmfreunde in der ganzen Welt halten „ZOMBIE“ am
Leben. Und davon profitieren natürlich auch die Schauspieler, die auf den
Conventions damit heute ihr Geld verdienen. Jim stimmte mir zu und fügte
lächelnd hinzu, er könne sich nicht vorstellen, daß in 25 Jahren eine
Convention mit den Darstellern von „Titanic“ stattfinden würde, geschweige
denn, daß dieser Streifen dann noch irgend jemanden hinter den Ofen hervor
locken würde. Diese These besprach er dann später mit Ken „I Want Your Money“
Foree. Und siehe da, wie ich schon eingangs erwähnte war er in Hamburg, zwei
Wochen später, genau so herzlich wie Jim Krut, Leonard Lies, David Emge und
Scott H. Reiniger, der auch in Hamburg zugegen war.
Der Kontakt zu den Amerikanern besteht jedenfalls und wird
wohl auch noch lange anhalten. Zu unserer „Zombie-Nacht“ am 13. September 2003
in Frankfurt, wo wir mehrere Zombiefilme und jede Menge Trailer zeigen werden,
haben sich Sharon Ceccatti und Clayton Hill als Ehrengäste angesagt. Mit Ihnen
zusammen wird es ein Panel über ihre „DAWN“-Erfahrungen geben und natürlich
auch eine Autogrammstunde, direkt im Kino. Wer mehr erfahren will, klickt
einfach auf www.dotd.de oder auf www.zombie2003.dotd.de.
Nicht unterschlagen möchte ich zum Abschluß noch einige
Gaststars auf der Comicon. Erin Gray war dort. Sie spielte die Colonel Wilma
Deering in „Buck Rogers“ und war Jasons Schwester in „Jason Goes To Hell“. Amy
Allen, Femi Taylor und Rena Owen von „Star Wars Episode II“ waren genauso
anwesend wie der rührige Kenny Miller aus dem Kult-Klassiker „I Was a Teenage
Werewolf“ und Conrad Brooks aus Ed Woods „Plan 9 From Outer Space“
Frank Koenig
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