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Das ist einmal das Verdienst des insgesamt dosierten Einsatzes der Gewaltszenen, die sich erst im Finale konzentrieren, und dann der perfekten Beherrschung der mimetisch-illusionistischen Darstellungsweise.(7) Der Kammerspielcharakter in Zombie 2 bezieht den Zuschauer – trotz der prinzipiell gleichen Konstellation in den vorangegangenen Filmen – stärker in die Situation ein (durch den verstärkten Indentifikationsappell), so daß selbst das Frankenstein-Thema, das zeitweilig zu komischen Effekten führt, ihn dieser Umklammerung nicht entziehen kann. In diesem Zusammenhang ist der Unterschied zwischen der Komik in Zombie 2 und den Splatter-Filmen der dritten Phase interessant. Obgleich natürlich diese Sequenzen als komische immer von den Regisseuren beabsichtigt sind, beschränkt sich Romero auf eine Form der "unfreiwilligen" Komik, d.h., das komische Potential wird aus dem an sich ernsten Verhalten der Figuren entwickelt. Sie werden nicht im Sinne einer Ironisierung oder Parodisierung überzeichnet, sondern bleiben auch als lächerliche Figuren in einem ernsthaften Rahmen. Gordon und Jackson transzendieren diesen Rahmen, wobei bei Re-Animator darauf hingewiesen wurde, daß dort die Figuren selbst ernsthaft agieren/sich ernst nehmen, wodurch die erwähnte interessante Ambivalenz entsteht. Diese Ironisierung liegt Romero in den Zombie-Filmen fern; abgesehen vom Schluß des dritten Teils, dessen Ironie(
allerdings die vorausgehende deprimierende Stimmung noch verstärkt. (Und selbst ein möglicher vierter Teil, zu dem Romero einige Gedanken geäußert hat(9), wäre weniger ironisch, als ein sarkastischer Kommentar zu unserer Gesellschaft.)
Fußnoten
1 Vgl. etwa Vampir 18 (1979) S. 39ff. Bedenklicher ist es, daß sogar nach einem gewissen zeitlichen Abstand im Lexikon des Horror-Films die Filmdienst-Kritik zustimmend zitiert wird (S. 498) und (natürlich) auch Rolf Giesen in diesen 68er-Sermon einfällt (Giesen, Lexikon des phantastischen Films, Bd. 2, S. 184).
2 Joe Hill im Filmdienst. Zit. nach Hahn/Jansen, Lexikon des Horrorfilms, S. 498.
3 Zur Zeichnung der Figuren, die die Unhaltbarkeit der Kritik evident werden läßt: s.u.
4 Vgl. zu diesem Komplex auch das Interview mit Romero in Gaschler/Vollmar, Dark Stars, S. 181-213.
5 So Romeros eigene Äußerungen. Der Regisseur macht aber selbst einen Abstecher in Richtung "Kritik am Konsumterror" und glaubt sogar, er müsse die Gewaltdarstellung über eine äußerst fragwürdige Konstruktion rechtfertigen (vgl. das Interview mit Romero in Vampir 18 (1979), S. 41).
6 Also gerade die Verkehrung der Situation der Vampire in Near Dark. Diese haben keinen Platz, an den sie vor den Lebenden fliehen könnten. Allerdings ist in Near Dark die Untergangsstimmung auf die Vampire beschränkt, und die Integrität der "realen" Welt ist nicht bedroht.
7 In diese Richtung hat sich die Arbeit Romeros nun einmal entwickelt, auch wenn es vielen Kritikern nicht gefällt. Schon Der Affe im Menschen war ein "typischer" Hollywoodfilm, der auch nicht anders geworden wäre, wenn das ursprünglich von Romero beabsichtigte Ende erhalten geblieben wäre (der Held sollte gelähmt bleiben, s. das Interview in Dark Stars). Und diese Entwicklung hat sich in Stark - The Dark Half fortgesetzt. Dabei ist gerade zu diesem Film anzumerken, daß er eine äußerst gelungene Umsetzung des Romans von King ist; "äußerst gelungen" darum, weil er sich ziemlich genau an den Stil der Vorlage hält und die Einfallslosigkeit und Längen, die Kings Buch an einigen Stellen auszeichnen, getreu überträgt. (Ohnehin ist bei King in letzter Zeit festzustellen, daß er sich in eine bestimmte Richtung entwickelt, die ihn in zwanzig Jahren wie einen amerikanischen Romancier vom Stil eines Updike oder Bellow schreiben lassen wird. Das ist nicht einmal schlecht, in Das Monster/ Tommyknockers war die lange Exposition, die das Leben und die Situation der Schriftsteller Anderson und Gardener schildert, literarisch am besten, aber man sollte in Produzentenkreisen dann auch bemerken, daß King nicht länger ein Schreiber von Horrorthrillern ist, die sich 1:1 in Filme umsetzen lassen.)
8 In dem Buch von Gaschler und Vollmar wird das Ende von Zombie 2 als ernsthaft optimistischer Ausblick angesehen, was mir angesichts der apokalyptischen Szenen am Beginn des Films und der Situation, in der sich die Flüchtlinge befinden, nicht glaubhaft erscheint (vgl. Dark Stars S. 184).
9 Das wäre so etwas wie "The Zombie goes Beverly Hills", eine Satire auf die Ignoranz und den Egoismus der Besitzenden (vgl. Gaschler/Vollmar, Dark Stars, S. 196f.)