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Autor Thema: Es waren  (Gelesen 9792 mal)
Amoebe
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Splatterpunk


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« am: 20. November 2006, 21:24:16 »

Wieder ein Amoklauf, diesmal in Emsdetten, wieder war es ein vermummter, ganz in schwarz gekleideter Jugendlicher und schon berichten RTL und ZDF, daß dieser junge Mensch sogenannte "Baller- & Killerspiele" gespielt habe. (Originalzitate).

Ich bin über die Tat in Emsdetten wahrlich erschüttert und frage mich auch, was in einem so jungen Mneschen vorgehen muß, um solch eine Tat zu vollbringen. Auch die vielen Postings in anderen Foren, die Auszüge aus seinen Abschiedsbriefen klingen eher wie ein verzweifelter, lauter Hilfeschrei. Dennoch werde ich weder den Täter, noch seine Taten verharmlosen, aber ich bin dennoch entsetzt, wie es sich Medien und Politiker leicht machen, sofort die Ursache für eine solche Tat zu erkennen und das, obwohl der Täter noch keine 12 Stunden tot ist.

Wir dürfen dann wieder gespannt sein, welche "Experten" sich da wieder zu Wort melden werden, welche Gesetzeseinschnitte wir noch erwarten dürfen und wie die Videospielerszene wieder in der Öffentlichkeit dargestellt wird.

Es wäre doch vielleicht besser, wenn auch arbeitsintensiver, wenn man sich mit dem Vorleben dieses Menschen beschäftigt hätte, vielleicht wäre diese Wahnsinnstat zu verhindern gewesen.

Doch leider war es hierzulande schon immer leicht, einen Sündenbock zu finden und sind es mal nicht die Horrorfilme, so sind es eben wieder Videospiele.
Dabei scheinen diejenigen, die diese Thesen aufstellen zu verleugnen, daß in usnerem Land; in unserer Gesellschaft etwas nicht stimmt.

Ich bin sehr nachdenklich und mein Mitgefühl gilt den Opfern von Emsdetten.

Gruß Amoebe
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Ich bin ein potentieller Amokläufer, denn ich höre Heavy Metal, die Musik, die mit dem Teufel im Bunde steht, ich spiele gemeine Killerspiele, in denen die Feinde auch mal bluten, und ich sehe mir Kriegs- und Gewaltfilme an... Wann werde ich deportiert, kriege meine Nummer und darf mich anstellen?
Fraenklin
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Chefschreiberling


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« Antworten #1 am: 21. November 2006, 10:23:34 »

"MORDGELÜSTE BEIM COMPUTERSPIEL"
Morgenpost Headline von heute.

Und im Radio wird gefragt: "Müssen Ballerspiele verboten werden?" Und zahlreiche deutsche Politiker fordern ein Verbot!

Na, da wird mir doch ganz schlecht. Statt vernünftiger Ursachenforschung wird das Spiel "Counterstrike" verdammt und verteufelt und ist an Allem schuld.
Ich kenne das Spiel nicht und es ist mir auch ziemlich egal, ich bin halt kein Gamer. Aber alles zu verbieten ist schon immer der falsche Weg gewesen.

Und nun werde ich ein klein wenig polemisch:
Irgendwann verbieten sie einen sich den Arsch abzuwischen, diese armseeligen kleinen Wichser, die immer nur ihren eigenen Vorteil im Kopf haben, aber nicht in der Lage sind vernünftige Politik zu machen. Es ist einfach zum kotzen. Und sofort wird wieder mit ausgestrecktem Arm auf alles gezeigt, was nicht der Norm entspricht oder was ein vernünftiger Deutscher eben nicht tut. Er spielt nicht mit Ballerspielen, Egoshootern oder was weiß ich und er sieht sich keine Gewalt- und Horrorfilme an. Dazu wird gequiekt wie ein Schwein: "Ich bin doch nicht blöd!" Erinnert mich an "Invasion of the Bodysnatchers"

Auch mir tun alle Opfer dieses oder eines anderen Amoklaufes leid. Leider werden diese Menschen von den Politikern immer wieder allein gelassen und stehen anschließend im Regen.

Schöne neue Welt!


Grüezi,

Fraenklin [10]
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Tot und beide Beine wech!!!
Gast
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« Antworten #2 am: 21. November 2006, 14:39:58 »

hier ist ein guter artikel zum thema "Erfurt", also nicht der aktuelle fall, aber denoch, meiner meinung nach, passend:

http://www.wsws.org/de/2002/apr2002/erfu-a29.shtml

besonders diesen passus finde ich sehr treffend:

Ohne Zweifel ist der kaltblütige Mord an 16 unschuldigen Menschen ein verabscheuungswürdiges Verbrechen.

[FONT COLOR=red]Welches Maß an Verzweiflung, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit ist nötig, um einen solchen Schritt zu tun?
Wie krank ist eine Gesellschaft, die in ihrer jungen Generation derartige Wut, Lebensverdruss und zerstörerische Energie erzeugt?[/FONT]


Foree [/I]
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Amoebe
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Splatterpunk


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« Antworten #3 am: 21. November 2006, 16:04:27 »

Wieso ist denn der Titel von dem Thread geändert worden?

Ich habe ihn nämlich deswegen gewählt um die Aussagen eines Reporters aus dem ZDF zu unterstreichen, der kein Hintergrundwissen hat, aber schon ein Profil des Täters anlegen konnte, ohne sich mit ihm zu beschäftigen.

Gruß Amoebe
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Amoebe
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Splatterpunk


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« Antworten #4 am: 27. November 2006, 10:09:25 »

Mal eben ausgegraben:
18.Mai 1927:

Der verschuldete Farmer Andrew Kehoe tötet im Schulmassaker von Bath an der Grundschule in Bath (US-Staat Michigan) 45 Schüler und Lehrer und verletzte weitere 58 Menschen. Kehoe legte in der Schule zwei Sprengsätze mit jeweils etwa 230kg Dynamit, von denen aber nur einer detonierte. Während der Rettungsarbeiten fuhr er in seinem mit Metallteilen gefüllten Auto vor die Schule und sprengte sich selbst in die Luft.

Dies ist nur ein Beispiel, daß aufzeigen soll, daß Amokläufe keine Modeerscheinung der heutigen Zeit sind und schon gar nicht die Ursache von Horrorkonsum oder Videospiele sind.

Ich bin sicher, daß es noch weitere Beispiele gibt, moechte aber euch an dieser Stelle bitten, die hier nicht alle zu posten. schlimm genug, daß so etwas immer wieder vorkommt.

Gruß Amoebe
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osssi
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« Antworten #5 am: 28. November 2006, 11:29:16 »

Zitat
Foree schrieb am 21.11.2006 13:39[/i]

[FONT COLOR=red]Welches Maß an Verzweiflung, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit ist nötig, um einen solchen Schritt zu tun?
Wie krank ist eine Gesellschaft, die in ihrer jungen Generation derartige Wut, Lebensverdruss und zerstörerische Energie erzeugt?[/FONT] [/I]
[/I]

Hierzu gab es in der Süddeutschen Zeitung letzten Samstag einen guten Artikel im Feuilleton über eine Hauptschule in München. Es ist schon erschreckend, wie es unserer Gesellschaft gelungen ist, eine große Gruppe vollkommen links liegen zu lassen und zu isolieren.
Es handelt sich nicht um eine Rütli-Schule in Berlin. Bayern steht ja lt. Pisa noch ganz gut da. Dort herrscht also noch Anstand und Sitte und die Lehrer werden nicht von Schülern angespuckt. Dennoch ist das Klima nicht anders. Die Teenies bezeichnen sich mit ihren 15 Jahren selbst als Loser und sehen keine Perspektive. Aus einer Klasse mit 23 Schülern hat nur eine die Chance, bei ihrem Onkel eine Ausbildung zu machen. Der Rest kommt in eine Beschäftigungsmaßnahme oder sitzt ganz auf der Straße

Auf Grund der Stimmung in den diversen neuen Foren, die sich gebildet haben, sind künftig weitere solche Attentate zu befürchten. Die Vorarbeit von Bastian B. und die Reaktion der Medien hat bewirkt, daß sich eine richtige Fangemeinde gebildet hat. Gibt einige, die den Bengel aus Emsdetten regelrecht bewundern.
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Doc_Foster
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« Antworten #6 am: 28. November 2006, 13:37:08 »

Gestern lief in der stets sehenswerten ORF-Sendung "Thema" ein Beitrag zum Thema Jugendgewalt und Videospiele, welches insgesamt sehr fair und relativ sachlich abgehandelt wurde. Fazit war letztendlich, dass es sich die Moralhüter zu einfach machen, wenn sie die Problematik der stetig wachsenden Gewalt unter Jugendlichen nur auf die Games schieben. Was ich allerdings schon erschreckend fand: In dem Bericht wurde ein Videospiel gezeigt (keine Ahnung, wie das heißt), in dem sich ein Schul-Neuling mit Fäusten und Tritten gegen seine Klassenkameraden, Lehrer und Direktoren durchsetzen muß. Wenn ihm das nicht gelingt, steht am Bildschirm zu lesen: "DU HAST VERSAGT". Ich bin weiß Gott gegen jegliche Form von Zensur, aber derartige Themen in Zeiten wie diesen in Videospiele zu verpacken, finde ich dann schon ein wenig bedenklich.
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Monsterman
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« Antworten #7 am: 28. November 2006, 20:28:08 »

Viel mehr erschreckt mich, dass unsere Politiker sich mehr an Kommunisten und Nazis orientieren, die alles verbieten, was nicht in ihre Weltanschauung passt. Demokraten hingegen suchen da nach dem Problem, um es abzustellen und doktern nicht bloß an den Symtomen herum.

Gruß Monsterman [11]
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Amoebe
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Splatterpunk


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« Antworten #8 am: 28. November 2006, 22:40:36 »

@Doc Foster: Das Spiel sollte zuerst Bully heissen, aber der Name wurde dann abgeändert, noch vor dem Amoklauf von Emdsdetten, weil eben dieser Begriff schon ziemlich gewalttätig klang.
Ursprünglich sollte es auch ein Spiel sein, wo man Schülerscherze, wie Stinkbomben bauen, mal nen Feueralarm auslösen etc... werden, aber die Macher haben dann doch lieber an der Gewaltspirale gedreht.
Also dieses Spiel wird definitiv nicht den Weg in meine Sammlung finden, bevorzuge doch mehr Spiele mit mehr Tiefe.

Vor wenigen Tagen hat auch ein Berliner Psychologe, der sich auch in der Videospielerszene gut auskennt (Name vergessen, Schande über mich) im Fernsehen ein Interview gegeben und auch gemeint, daß es zu einfach sei, den Videospielen die Schuld zu geben.

Zumal ein Amoklauf nicht auf Knopfdruck losgeht, sondern erst, nachdem sich bei dem Täter einiges an Druck angestaut hat.
Ein Amoklauf ist auch eine Form des erweiterten, erfolgreichen Suizids, sprich man reisst noch so viele Menschen wie möglich mit, ehe man sich selbst aus dem Leben verabschiedet.

Nur dumm, daß es dann wieder solche Spinner gibt, die solche Leute noch verehren oder gar Fan-Clubs gruenden.

Gruß Amoebe
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« Antworten #9 am: 29. November 2006, 12:19:42 »

Zitat
Amoebe schrieb am 28.11.2006 21:40[/i]
 daß es zu einfach sei, den Videospielen die Schuld zu geben.

Ist es auch. Für eine Einschränkung beim Zugang wäre ich auch. Die Freigabe gehört in staatliche Hand. Zudem muß der Vertrieb besser überwacht werden. Ein FSK 18 Spiel darf einfach nicht so gedankenlos an Minderjährige verkauft werden.

Die Basis wäre aber natürlich viel früher zu suchen. Ich bin mit 3 Geschwistern in einer Bremer Blocksiedlung aufgewachsen. Muttern war immer zu Hause und Vatern hat es zu den Zeiten noch geschafft, eine 6köpfige Familie mit einem Einkommen durch zu bringen. Wir lebten nicht im Luxus, aber es ging uns gut. Computer kamen erst auf als ich Teenie war. Handy und Co. war garnicht von zu träumen. Wir wurden von Muttern schon morgens zum Spielen nach draußen geschickt.

Das hat sich ja alles gewandelt. Paare bekommen weniger Kinder, somit fällt meist schon ein Geschwister als Spielkamerad aus. Auf Grund gesunkener Realeinkommen und gestiegener Erwartungen müssen heute meist beide Partnerteile arbeiten gehen.
Wir müssen uns also endlich etwas einfallen lassen, wie wir heute unsere Kinder sinnvoll betreuen. Einfach vor die Haustür schicken geht heute nicht mal mehr in dem Stadtteil, in dem ich aufgewachsen bin. War das früher der kinderreichste Stadtteil, ist dort heute tot Hose. Spielplätze mußten größtenteils schon Grünanlagen weichen, weil keine Kinder die Spielplätze mehr nutzen.

Wenn wir unseren Kindern sowas wie eine Zukunft bieten wollen, dann müßten wir viel mehr in Schulen, Kindergärten usw. investieren. Eine große Schule wurde mangels Schüler bei uns in ein Amt für soziale Dienste umgewandelt. Das wurde dann großzügig renoviert, während man Schulen verrotten läßt. Ich war mal in der Schule meiner Nichte. Da müssen die heute eher groß gewachsenen Teenies auf Kinderstühlen sitzen usw.

Um es mal like Peter Struck zu sagen: Deutschland wird nicht am Hindukusch verteidigt, sondern in unseren Schulen und Kindergärten.
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